Streuobstwiesen

Mit ihren hochstämmigen Obstbäumen und der Möglichkeit zur Mehrfachnutzung sind Streuobstwiesen eine traditionelle Form des Obstanbaus. Bäume verschiedenen Alters sowie unterschiedlicher Arten und Sorten stehen im weiten Abstand. So wird neben der Obsternte auch die Imkerei, die Beweidung mit Schafen und Ziegen und die Gewinnung von Heu ermöglicht.

 

Durch die aufkommenden Obstplantagen gerieten Streuobstwiesen ab Mitte des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Mit dem wachsenden Umweltbewusstsein kam es in den 1980er Jahren zu einem Paradigmenwechsel. Ungespritztes Obst von den Bäumen in Streuanlagen wurde immer beliebter. Die Bedeutung der Streuobstbestände wurde sowohl aus landschaftsästhetischer Sicht als auch aus der Perspektive des Artenschutzes immer deutlicher. Schließlich erkannte der Tourismus die ästhetische Bereicherung der Landschaft und den Vorteil der Vermarktung regionaler Produkte.

 

 

 

Streuobstwiesen sind besonders vielfältige Lebensräume und durchaus mit Oliven-, Kork- und Steineichenbeständen in Südeuropa vergleichbar. In alten Obstbäumen zimmern Spechte Bruthöhlen für charismatische Vogelarten wie Gartenrotschwanz, Wendehals, Wiedehopf und Steinkauz. Auch Bilche wie Sieben- und Gartenschläfer finden so einen geeigneten Lebensraum. Zu Recht können alte Streuobstbestände als „Hotspots der Biodiversität“ bezeichnet werden. Auf Streuobstwiesen kommen bewährte, gesunde und wenig pflegeintensive Obstsorten zum Einsatz. Man geht davon aus, dass in Deutschland etwa 3.000 Obstbaumsorten existieren. So wird eine Streuobstwiese auch zu einem Genpool historischer Kulturpflanzen.

 

Projekt Zuchering

Im Zuge der Verlegung der Bahntrasse Ingolstadt/Neuburg und der B16 wurden frühere landwirtschaftliche Produktionsflächen in kommunale Ausgleichsflächen umgewandelt.

Die LBV Kreisgruppe Ingolstadt hat diese Flächen seit 1997 gepachtet. Von 1997 bis 1999 pflanzten die aktiven Artenschützer der Kreisgruppe etwa 180 Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Kirschbäume auf 2,5 Hektar. Dabei kamen überwiegend regionale und altbewährte Sorten zum Einsatz. So wurden Apfelsorten wie der Wettringer Taubenapfel, Winterrambur, Rheinischer Bonapfel, Blenheimer Goldrenette, Kaiser Wilhelm, Prinz Albrecht, Geheimrat Dr. Oldenburg, Maunzenapfel, Roter Eiserapfel und viele andere gepflanzt. Gute Graue, Oberösterreichische Weinbirne, Schweizer Wasserbirne und Concorde sind die angebauten Birnensorten.

 

 

Neben Zwetschgen, Pflaumen, Walnüssen und Süßkirschen wurde auch darauf geachtet, Wildobstbäume wie Vogelkirsche, Deutsche Mispel, Speierling und Vogelbeere als Beimischung zu pflanzen. Bedingt durch sommertrockene Jahre kam es aber immer wieder zu Ausfällen einzelner Bäume, die ersetzt wurden. Neuestes Mitglied im Sortenreigen ist ein Berner Rosenapfel.

 

Streuobstwiese Zuchering
Streuobstwiese Zuchering